... und da war doch dieses verflixte Tintenfass
Gross die Überraschung, als ich nach Jahren Thomas' Stimme am Telefon hörte. Wir kamen ins Plaudern, er erzählte vom Plan, nach über 40 Jahren eine Klassenzusammenkunft des Primarschuljahrgangs 1951 durchzuführen. Es war für mich wie das Eintauchen in eine andere, längst vergangene Welt. Gesichter tauchten auf, wie sehen sie wohl heute aus? Namen blitzten in meinem Gedächtnis auf, was für Köpfe stecken wohl heute dahinter?
Der Schulweg damals: Längs der BDB-Linie bis zum Casino, dann quer über den Platz, auf dem damals noch die Armee ihren Parkplatz hatte. Ja, und da war auch die Armeeküche. Täglich standen wir nach der Schule dort - wir Schüler vom Westquartier - und bettelten nach Bisquits. Wir standen einfach so lange vor der Türe und den Soldaten im Weg, bis sie uns die begehrten Bisquits gaben, nur um uns lästige Buben loszuwerden.
Dann über die Holzbrücke, immer mit der Ermahnung der Eltern im Kopf: "Immer am Rand laufen, wegen der Lastwagen". Am Bogen befand sich der Laden der "Bogenhexe". Ich weiss nicht mehr, wie sie hiess. Sie und ihr Mann betrieben eine Café-Konditorei. In Erinnerung habe ich sie als immerzu keifende Frau. An der Mauer hing ein Kaugummiautomat. Wenn man ihm einen rechten Klaps versetzte, spuckte er seinen Inhalt aus. Die Kaugummis waren uns egal, es ging nur darum, die Bogenhexe zu "aktivieren".
Ach ja, da war noch die "Hündlimarie", Frau Weissenbach. Immer von kranken, halb lahmen Hunden umgeben. Ich habe sie nie anders als in Pantoffeln und schwarzen Kleidern voller Hundehaare gesehen. Ich glaube mich auch zu erinnern, dass ihre Hunde immer stanken.
Oben an der Marktgasse der Turm. Ich weiss noch, wie mich der Mondkalender oben am Turm immer wieder faszinierte, die Kugel, die sich immer wieder dunkel und hell verfärb
te.
Hin und wieder lockte auch das Verbotene. Statt des normalen Schulweges rannten wir über die BDB-Brücke. Wehe, wenn man da erwischt wurde.... Welch prickelndes Gefühl, diese Brücke als Schulweg zu benutzen und nie ganz sicher zu sein, ob nicht gerade ein Tram auftauchte!
Mir kommen Szenen aus den Stunden bei Frl. Weissenbach in den Sinn: Einerseits die Bildli, welche wir für gute Leistungen erhielten, aber auch die Tatzen mit dem Lineal. Ich glaube, sie heute noch auf meinen Handflächen zu spüren. Die Schulreisen tauchen vor mir auf: Das Erlebnis, in den Zürcher Zoo gehen zu können. Einmal - so glaube ich - waren wir auch am Hallwilersee.
Und mit Paul Knecht -nannten wir ihn im Verborgenen nicht "Schnäuzli-Päuk"? - ging die Schulreise in seine engere Heimat, ins untere Aaretal. Ich erinnere mich, wie stolz er auf seine Heimat war.
Ja, und da war doch die Geschichte mit dem Tintenfass! Es muss in der vierten oder fünften Klasse gewesen sein. Ich sass neben Thomas Hauser, hinter uns waren Erich Faes und ich glaube Heinz Holzer. Irgendwie gerieten Erich und ich aneinander, ich habe keinerlei Ahnung mehr warum. Auf jeden Fall packte ich in meiner Wut das Tintenfass - wir schrieben ja noch mit Feder und Federhalter; könnte ich das wohl noch? - und wollte es Erich anwerfen. Aber, oh Schreck, es landete auf der Schulbank, leerte aus und die Tinte produzierte einen riesigen blauen Fleck auf dem Holz. Ich weiss noch, wie ich vor Schreck wie gelähmt war. In diesem Augenblick betrat Lehrer Knecht das Schulzimmer und eräugte die Bescherung. Es war das einzige Mal, dass ich von Paul Knecht eine Ohrfeige fasste, und zwar vor der ganzen Klasse. Vor Schreck fiel ich um und unter die nächste Bank!
Die Strafe bestand darin, dass wir beide, Erich und ich, an einem freien Nachmittag die Bank abschleifen mussten. Da wartete eine aufwendige, schweisstreibende Beschäftigung auf uns. Die Rettung nahte in Form von Thomas: Dank seiner verwandschaftlichen Beziehungen zur Firma Schedle konnte er uns eine Schleifmaschine zur Verfügung stellen. Damit erledigten wir die Putzerei im Hui, sehr zur Überraschung von Lehrer Knecht, welcher wohl kaum damit gerechnet hatte.
Georges Guggenheim
An einige Episoden ...
... kann ich mich noch sehr gut errinnen. Zum Beispiel ist mir bis heute bekannt, dass damals 3 Jungbiologen in Rottenschwil an der Stillen Reuss Entdeckungen versuchten zu machen, die damals der Menschheit absolut neu hätte sein sollen. Chary, Ruppert und ich suchten nach Kaulquappen, Kröten und anderes um es nachher nach Hause zu nehmen und weiter zu verhätscheln. Charly, ausgerüstet mit Vaters Cigarren, versuchte im Bachbett diese anzuzünden doch oh Schreck entweder war der Stein so nass oder die Cigarre so schwer - auf jeden Fall war Charly plötzlich tropfnass. Ruppert und ich hatten jedoch den Plausch.Auch sind mir die damaligen Gruppenbanden Stierli gegen Faes nach wie vor ein Inbegriff und manche Schlacht wurde damals in der Promenade geschlagen, ob mit Holzschwert oder Pfeil und Bogen. Es ging immer rund. Auch Nachsitzen wegen irgendwelchen Dummheiten sind mir nicht unbekannt und den Abwart hat s immer gefreut wenn am Mittwochnachmittag Putzhilfen aufgeboten werden konnten.
Arthur Gugerli
Quizfragen
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3. Warum trug Beatrice Ender immer so schöne Schürzchen?
4. Warum macht Arturo auf dem 750-Jahr Bremgarten - Umzug ein so fröhliches Gesicht?
5 . Warum schrieb Georges Guggenheim immer die besten Aufsätze?
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7. Warum kam Rupert Käppeli oft zu spät zur Schule?
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10. Wie konnte sich Stephan Gritsch in der Klasse integrieren?
11. Welches waren die herausragenden Fähigkeiten von Peter Steimen?
12. Warum hat Susy Baumann die schönsten Zöpfchen geflochten?
Lösung: